22.04 - 05.06.2005
Öcü
Eröffnung am Freitag, den 22.04.2005 um 20.00 Uhr
Selda Asal | Nermin Er | Ceren Oykut | Emre Senan
Im türkischen Sprachgebrauch ist ÖCÜ ein imaginäres Monster oder Schreckgespenst aus der Phantasiewelt – hier wie dort ein Charakter aus Großmutters Erzählungen also, ursprünglich kreiert um (unartige) Kinder zu gruseln und ihnen Angst einzujagen.
Mit Selda Asal, Nermin Er, Ceren Oykut und Emre Senan wurden vier zeitgenössische KünstlerInnen aus der Türkei eingeladen um hier in Berlin in den Räumlichkeiten der Galerie Neurotitan unter dem Titel ÖCÜ eine Ausstellung zu realisieren. Hier begegnen dem Besucher Schreckgespenster verschiedenster Arten: Es finden hier all die phantastischen, die abstrakten aber auch die ganz realen Schreckgespenster zusammen, die kulturübergreifend das Leben in der globalen Gesellschaft prägen. Durch ihre unabhängigen Interpretationen – umgesetzt mit verschiedenen künstlerischen Mitteln wie Zeichnungen, Objekten, Soundinstallationen und Videoprojektionen – möchten die Künstler zu einer neuen und zeitgemäßen Diskussion des Begriffs ÖCÜ anregen. Bewusst bedienen sie sich in ihren Arbeiten einer vornehmlich Kindern eigenen Ausdrucksweise, die geprägt ist von Offenheit, Neugier und Naivität. In kritischer und gleichwohl ironischer Selbstreflexion versuchen sie die in weiten Teilen des westlichen Europas noch heute vorherrschenden (Vor)urteile über die Türkei und den Türken an sich zu ergründen und zu benennen. Schließlich stellt sich die Frage, welche Ängste damit verbunden sind.
Selda Asal ist mit ihren beiden früheren Werken Nailed Eyeglasses und Nailed Chiled sowie mit ihrem jüngsten Werk, der Videoarbeit Turbulance, vertreten. Auch arbeitet sie seit über einem Jahr an einem Projekt namens Restore Hope, das sich mit der Situation und Problematik von Straßenkindern beschäftigt: Unterstützt von Selda Asal finden diese Kinder im Zeichnen und Malen eine geeignetes Mittel um ihre Lebenserfahrungen und –erwartungen zu artikulieren. Vor dem Hintergrund zerrütteter Familienverhältnisse haben diese Kinder, oftmals früh mit Bedrohungen wie Gewalt, Drogen und Alkohol in Berührung gekommen, kaum eine Chance diesem Teufelskreis zu entkommen. Was bleibt, ist die Flucht auf die Straße. Hier aber werden sie schließlich selbst zur Bedrohung – als ganz reale Schreckgespenster für die Bewohner oder Besucher der jeweiligen Stadt.
Nermin Er zeigt mit den Monster(-Scherenschnitt)-Figuren seiner Paper-Line-Shadow-Triology die Vermehrung und Austauschbarkeit der “weißen” und “schwarzen” Schreckgespenster.
Den heute noch existierenden abstrakten Schreckgespenstern gleichfalls subtilen Vorurteilen über die Türkei, versucht Ceren Oykut mit in die Wand geschlagenen Nägel Gestalt zu verleihen.
Der Grafik- und Animationskünstler Emre Senan präsentiert innerhalb sowie auch außerhalb der Ausstellungsräume seine Skizzensammlung, die im Laufe zahlreicher Konferenzen und Sitzungen entstanden.
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