12.03.2010. - 05.04.2010
daheim auf 2 qm - vom leben im käfig & dritte bauarbeiterstrasse
Zwei Ausstellungen zum Thema Wohnen
Eröffnung am 12.03.2010 um 20.00 Uhr
Daheim auf 2 qm - Vom Leben im Käfig
Leben in einem Käfig – freiwillig? In Hongkong leben über 100.000 Menschen in kleinen Käfigen, rund 20.000 von
ihnen sind Kinder. Die doppelstöckigen Käfige sind oft nicht größer als 2 qm². In ihnen findet ein ganzes Leben
statt: Menschen schlafen und wachen darin, erziehen ihre Kinder, bewahren die persönliche Habe auf, - und träumen
von einem Leben, das ihnen mehr Raum gibt, sich zu entfalten. Ein Zuhause, das Individualität ermöglicht oder
auch nur Privatsphäre bietet, sind diese Käfige nicht. Die Käfige parzellieren teure Hochhaus-Etagen, deren Mieten
für viele unerschwinglich sind. Bis zu 100 Menschen teilen sich eine Etage in einem Hochhaus. Die Käfige dienen als
einzelne Wohneinheiten. Manchmal stehen für ein Dutzend Menschen oder mehr nur eine Dusche und Toilette zur Verfügung.
Gekocht wird auf ein paar alten Elektroplatten auf dem Flur oder in einem Raum, der den Namen Küche nicht verdient.
Einen Kühlschrank sucht man oft vergeblich.
In der schillernden Metropole Hongkong sind ca. 1,3 Million Menschen ökonomisch und sozial an
den Rand gedrängt. Häufig sind dieses alte Menschen, alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern
sowie Migranten und Migrantinnen aus Festland-China. Als Folge einer fehlgeplanten
Wohnbaupolitik finden insbesondere alleinstehende Menschen keinen sozialen Wohnraum.
Clevere Haus- und Wohnungsbesitzer haben darin einen lukrativen Markt erkannt. Sie bestücken
Wohnungen, die sonst eine einzelne Familie beherbergen würde, mit der größtmöglichen Zahl an
Käfigen und vermieten sie überteuert an die, die sich nichts anderes leisten können.
Die MISEROER-Partnerorganisation Society for Community Organization (SoCO) in Hongkong ist
eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die sogenannten „Käfigmenschen“ (cagepeople)
engagiert. Neben der psychosozialen Betreuung der Betroffenen durch Sozialarbeiter und
Sozialarbeiterinnen konzentriert sich SoCO insbesondere auf die Menschenrechtsarbeit,
Rechtsberatung und Lobbyarbeit. Mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen ist SoCO bereits
mehrfach in Genf bei Anhörungen von UN Gremien vorstellig geworden und hat sich unter
anderem für die Wohnrechte der Betroffenen eingesetzt.
Um auch eine breitere Öffentlichkeit auf die Situation der Menschen aufmerksam zu machen, hat
SoCO die Situation der cagepeople zusammen mit professionellen Fotografen künstlerisch
aufgearbeitet. Ein Teil der Fotos soll nun auch in Deutschland gezeigt werden.
Insbesondere in Städten, die ökonomisch prosperieren ist Wohnraum knapp und teuer. In ihnen
sind die räumliche und soziale Verdrängung von Menschen, die in Armut leben, Alltag. Achtung
und Schutz des Menschenrechts auf Wohnen sind zentral, damit Menschen ein würdiges Leben
führen und ihre gesellschaftlichen Rechte als Bürgerinnen und Bürger eines Landes wahrnehmen
können. Für die Verwirklichung des Menschenrechts auf Wohnen setzt sich MISEREOR mit seinen
Partnerorganisationen weltweit seit vielen Jahren ein. Mit der geplanten Ausstellung soll
insbesondere auf die prekäre Situation derjenigen hingewiesen werden, die in wohlhabenden
Gesellschaften in großer Armut leben.
www.misereor.de
www.misereor.de/aktionen-kampagnen/ausstellung-cage-people.html
dritte Bauarbeiterstrasse: Plattenbauten verschiedener Jahrzehnte
Die Ausstellung spiegelt Eindrücke, die das Leben in und zwischen Plattenbauten vermittelt.
Fotografiert überwiegend in Moskau, wird durch das Übertragen in die einfachere Struktur des Siebdrucks das Wesen der Häuser sichtbar:
Industriell gefertigte, typisierte Wohnkomplexe, Aufbewahrungsschachteln, die weiterhin weltweit als Patentlösung gelten, die Wohnungsnot in Metropolen zu bewältigen und die im Laufe der Jahrzehnte immer höher gewachsen sind.
Tigrowna macht Illustration und Handsiebdruck aus Leidenschaft.
Sputnitsa hat längere Zeit in Moskau gelebt – selbstverständlich im Plattenbau.
www.tigrowna.de |