12.05.2018 - 09.06.2018
glück
Kollektiv Tod
Ausstellungseröffnung am Samstag den 12.05.2018 ab 19.00 Uhr mit anschließendem Konzert und aftershowparty im eschschloraque rümschrümp
Finissage und Hoffest am Samstag, den 09.06.2018 ab 14.00 Uhr, Kunstverlosung um 16.30 Uhr
Seit vier Jahren kreist das Kollektiv Tod um das Thema Glück. Es wurden Künstlerbücher gebunden, großformatige Holzschnitte geschnitzt, gezeichnet und gemalt, Skulpturen gegossen, Monotypien und diverse Drucke produziert. Im Neurotitan treffen die unterschiedlichen Perspektiven, Projekte und Medien aufeinander. Zusammenprallen werden das kleine flüchtige und das große ewig strahlende Glück, das private und das öffentliche Glück, das Glück der Fleißigen und das Unglück der Faulen, das Glück der Gewinner und das Unglück der Scheiternden, das Glück im glitzernden Bühnenkostüm und das verlorene Glück.
Wie sieht das Glück uberhaupt aus? Drei auf dem Flohmarkt erworbene Fotoalben sind die Quelle des privaten Glücks. Was ist passiert, dass ein ganzes Leben auf dem Flohmarkt landet? Die Alben sind voller "Schnappschüsse" von glücklichen Momenten: Urlaubsaufnahmen, Gartenpartys, Geburtstage, Arschfotos... Aber trotz allem scheint diese Bilder eine gewisse Anstrengung zu durchströmen. Die Hauptprotagonist_innen der Fotos tragen immer dasselbe Lächeln. Es sitzt und passt, wie ein maßgeschneidertes Kleid. Hat das große Glück nur ein Gesicht? In der Konstruktion der eigenen Geschichte scheint niemand zu wünschen, ein Gefühl durchscheinen zu lassen, welches das Bild des großen Glücks in Frage stellen könnte.
Wünsche erfüllen, 2017
Wäre also die Frage nicht wie das Glück aussieht, sondern wie es sich darstellt? Eine weitere Reihe an Drucken, Zeichnungen und Büchern beschäftigt sich mit der professionellen Inszenierung des Glücks. Lifestyle-Magazine, Werbung und Berichte aus dem Leben der Schönen und Reichen bilden eine allgemein gültige Version des Glücks. Hier gibt es kein Fauxpas, alles stimmt. Vereinfacht und frei von Zweifel werden Reichtum, Hochzeiten, Neugeborene, umwerfende Liebhaber, Erfolg – begleitet von einem strahlenden Lächeln – zum Maßstab des gelungenen Lebens. Kommen wir dadurch einer Definition des Glückes näher? Zumindest dem Bild des Glücks, das unsere Gesellschaft produziert…
Und wie wird das Glück erreicht? Die Moral des Märchen Frau Holle bietet eine eindeutige Antwort. Es gibt Gute und Schlechte, Glück für die Einen, Pech für die Anderen. In vier großen Monotypien inspiriert von der DEFA-Verfilmung des Märchens aus den frühen sechziger Jahren wird das erbarmungslose Weg zum Glück farbenfroh vorgeführt. Kollektiv Tod ist aber barmherziger als die alte Dame in den Wolken. Denn vielleicht muss das Glück nicht erreicht werden, vielleicht hat man einfach Glück. In dieser Ausstellung soll jeder Mensch die Chance haben etwas zu Gewinnen. Zur Finissage wird es eine große Kunstverlosung geben. Aber die Verlierer dürfen nicht vergessen: dabei sein ist alles.
Don´t piss on the parade, 2014
Ist das Glück zu greifen? Und wenn ja, für wie lange? Dieser Frage wird mit dem Elvis Tribute Artist Nicolas Young, alias "The Soul of Elvis" nachgegangen. Zwei großformatige Farbholzschnitte sollen flüchtiges Glück aufnehmen, dieser ekstatische Moment, der vielleicht nur im Rahmen eines Konzertes zu erfahren ist. Es ist kein Dauerzustand, ist mit Selbstvergessenheit verbunden und mit dem Rausch verwandt. Der Musiker und Schauspieler brilliert in der Rolle des King of Rock'n'Roll und wird zur Eröffnung live auftreten. Seine umwerfende Ausstrahlung und Präsenz verleihen jeder Veranstaltung Glamour und Star- Appeal. Er ist aber nicht wirklich Elvis.
Können wir uns ins Glück täuschen? Elvis ist auch der Zeuge eines anscheinend Goldenen Zeitalters. Nun, seitdem hat der Westen ein paar Krisen erlebt, das Wirtschaftswunder scheint sich nicht wiederholen zu wollen und nur die Wenigsten glauben tatsächlich dass Elvis noch lebt. Nichtsdestotrotz scheint diese Zeit in unseren Vorstellungen noch nicht überwunden zu sein. "The Soul of Elvis" ahmt noch heute den King of Rock'n'Roll nach und wir klammern uns auch heute noch an die Goldenen Jahre des unendlichen Wachstums.
Ist das alles uberhaupt Glück? Auf der Suche nach kollektiven Vorstellungen und Momentaufnahmen vom Glück werden gesellschaftlichen Neurosen und Sehnsüchte sichtbar. Kollektiv Tod lädt herzlich dazu ein, sich selbst ein Bild vom Glück zu machen.
Kollektiv Tod ist bekannt für Sieb- und Holzdruckgrafiken, den gleichnamigen Verlag, in dem sie Bücher und andere Werke selbst verlegen, und für ihre Projekte im öffentlichen Raum. Seit über zehn Jahren ist Kollektiv Tod mit handgefertigten Kunstdruckbüchern regelmäßig auf Buchmessen von Berlin bis Barcelona anzutreffen und ihre großformatigen Holzdrucke besetzen temporär Häuserfassaden von Paris bis Unión Juárez in Mexiko.
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