18.05.2020. - 13.06.2020
Klassentreffen ost-berlin
Ausstellung analoger Graffiti-Fotografien aus dem Ost-Berlin der 90iger Jahre.
Stell dir vor: "Du fährst in der S-Bahn durch Berlin. Der Fahrschein kostet nur 10 Pfennige und die Wände, die an dir vorbeiziehen sind eintönig grau. Einfach nur grau."
So war es bis zur Wende 1989 in Ost-Berlin.
Frühe Formen von Graffitis in der DDR finden sich spätestens nach dem Erscheinen des Filmes "Beat Street" Mitte der 80er Jahre. Diese wurden mithilfe von Schuhcreme, Pinseln oder tschechischen Sprühdosen auf die Wände gebracht. Es bleibt jedoch ein Einzelphänomen, im Gegensatz zu West-Berlin gab es keine nennenswerte Graffiti-Kultur in der Hauptstadt der DDR. Dies änderte sich mit dem Fall der Mauer. Nun konnten die Bilder der Westberliner Graffiti-Sprüher bewundert und als Inspiration genutzt werden. Die neue Welt des Einzelhandels entwickelte sich rasant und eine breite Farbpalette an Spray-Dosen konnte gekauft (oder geklaut) werden; unzählige graue Wände warteten darauf bemalt zu werden.
So entwickelte sich eine junge Graffiti-Szene im Ostteil der Stadt. Am Anfang noch klein und unter sich bleibend, wuchs sie schnell über die eigenen Bezirke hinaus. Man lernte sich kennen, sich zu lieben und zu hassen. Die Fotoausstellung "Klassentreffen Ost | Berlin" widmet sich dokumentarisch diesem Beginn der Graffiti-Subkultur im Ostteil Berlins von 1990 bis 2000.
Eine Sammlung aus verstaubten Mülltüten, vergessenen Schuhkartons, gut sortierten Aktenordnern, oder Blackbooks mit liebevoll eingeklebten Fotos wurde für die Ausstellung in liebevoller Kleinarbeit gescannt und digitalisiert und so erstmals einem breiten Publikum zugänglich gemacht. In der Ausstellung sind unter anderem die Ost-Berliner Graffiti-Crews CBS, ESC, CAF, MRN, LOFD und DNB vertreten. Ergänzt wird die Ausstellung durch Interviews und Objekte sowie Stadtfotografien Ost-Berlins, welche die besondere Atmosphäre und Aufbruchsstimmung dieser Zeit eindrucksvoll dokumentieren.
Die Ausstellung wird kuratiert von Niko Dierchen und in Zusammenarbeit mit The Art Union e.V. durchgeführt.
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