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27. Juni – 08. August 2025

AUSSTELLUNG: PULP.MICRO.META.

VERNISSAGE: Freitag, 27. Juni, 19 Uhr

 

 

 

KÜNSTLER*INNEN


Floresrosx / Poni Alta | Iurhi Peña | Salvador Jacobo

 

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Mexiko einen Boom der Comic-Produktion. Die sogenannten Historietas – grafische Erzählungen im Heftformat – prägten den Alltag ganzer Generationen. Sie behandelten Themen wie Abenteuer, Romantik, Horror und Western und waren stark beeinflusst von US-amerikanischen Vorbildern. Pulp – billig produzierte Unterhaltungshefte, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in den USA auf grobem Holzschliffpapier gedruckt wurden – bedienten mit grellen Covern und reißerischen Geschichten ein Massenpublikum. Ihre visuelle Sprache – überzeichnete Körper, dramatische Posen, halbnackte Frauen und heroische Retterfiguren – prägte auch die Bildwelten der mexikanischen Historietas nachhaltig.

In den Microcuentos, kleinformatigen Mini-Comics aus den 1950er bis 1970er Jahren, verbindet sich diese Ästhetik mit lokalen Erzähltraditionen, Gründungsmythen und kolonialen Geschichtsbildern. Neben ihrer kulturellen und pädagogischen Bedeutung transportierten sie auch subtile gesellschaftliche und politische Kommentare. Während die Geschichten auf den ersten Blick Abenteuer und Romantik erzählen, spiegeln sie tief verankerte koloniale Narrative wider, die das kollektive Gedächtnis prägen.

Die Ausstellung beleuchtet zentrale Schauplätze dieser Erzählungen – etwa den Dschungel oder den „Wilden Westen“ – und fragt, wie sie zur Ausbildung einer kolonial codierten Bildsprache beigetragen haben, die bis heute nachwirkt.

PULP.MICRO.META. untersucht diese spezifische Form des visuellen Erzählens:

PULP steht für die ikonische Bildsprache der US-amerikanischen Pulp Magazines – mit ihren sensationsgeladenen Motiven und sexualisierten Körperdarstellungen.

MICRO verweist auf das kleine Heftformat der Microcuentos.

META beschreibt die Reflexion über das Medium Comic als Spiegel kolonialer, gesellschaftlicher und geschlechterpolitischer Machtverhältnisse.

Gezeigt werden Originalhefte, Cover-Artworks, Skizzen und Interviews aus dem Archiv der Microcuentos. Zeitgenössische künstlerische Positionen von den mexikanischen Comic-Künstler*innen Iurhi Peña, Floresrosx/Poni Alta und Salvador Jacobo ergänzen das Archivmaterial und intervenieren direkt im Ausstellungsraum. Ihre Arbeiten kommentieren die historischen Erzählmuster und entwickeln neue grafische Strategien, um auf die in Bild und Text verankerten Diskriminierungsformen zu reagieren.

Das transatlantische Kooperationsprojekt zwischen Schwarzenberg e.V., der Rice University in Houston (Kurator: Christoph Sperandio) und dem mexikanischen Autor und Kurator Oscar G. Hernández fragt am Beispiel der Microcuentos, wie koloniale Bildwelten im Comic bis heute weiterwirken – und wie seine globale Entwicklung mit kolonialen und postkolonialen Denk- und Darstellungsmustern verknüpft wird.

Darüber hinaus zieht die Ausstellung eine Linie zur DDR-Comicreihe Die Digedags, die zwar mit antikolonialem Anspruch erzählt wurde, dabei jedoch ebenfalls rassistische Stereotype reproduzierte – etwa im Heft Landung in Mexiko.

PULP.MICRO.META. öffnet damit den Blick auf ein bislang wenig beachtetes Kapitel der Comicgeschichte – und zeigt, wie subversives grafisches Erzählen zu einem wichtigen Werkzeug der dekolonialen Wissensproduktion werden kann.






PROGRAMM


Begleitend zur Ausstellung PULP.MICRO.META. lädt ein Vermittlungsprogramm dazu ein, sich auf künstlerische, gemeinschaftliche und diskursive Weise mit dem Thema Comic und Neokolonialismus auseinanderzusetzen:

 

Donnerstag, 03.07.2025, 18 Uhr: Lesung der Künstler*innen

Die Comic-Künstler*innen Iurhi Peña, Salvador Jacobo und Poni Alta lesen aus ihren eigenen Arbeiten. Die Lesungen werden live projiziert, sodass das Publikum in Text, Stimme und Zeichnung zugleich eintauchen kann. Die performativen Lesungen geben Einblick in die grafischen Erzählwelten der Künstler*innen.

im Anschluss

Friendly Beers, Tea, Sweets, and Drawings

Ein freier Zeichen-Abend bei Tee, Bier oder Süßigkeiten – offen für alle, die einen Stift halten können. Hier geht es um das gemeinsame Machen, Ausprobieren und den ungezwungenen Austausch.

 

Freitag, 04.07.2025, 18 Uhr: Picknick, Mexikanische Comics und Spicy Vignettes

In einem Picknickformat treffen Besucher*innen auf Künstler*innen und Kurator*innen der Ausstellung. Gemeinsam wird gegessen, geredet und diskutiert – mit Gerichten aus ehemals kolonisierten Ländern. Im Mittelpunkt stehen persönliche Erfahrungen mit neokolonialen Strukturen im Kunst- und Comicbereich.