werk.statt.schau 2015 beton, stahl, taube
ann CAZ.L | KAI | Peter Schütze | VELA
special guests: Sandra Dick | Davide Faranda | Bodo Albrand | Horst-Steel | Fari Fotoalist | Fulya Erdem | Moya Javier
Vernissage am 05.09.2015
ab 15 Uhr Ausstellungseröffnung mit Feuerlöscherrennen und BBQ im Hof
ab 19 Uhr Performances von KAI, Munsha, SR & Company und Marva - Technowalker
ab 23 Uhr aftershow party im Eschschloraque rümschrümp mit Performance Marva + Maschin-Klan „Human Drums“
...das komplette Performanceprogramm hier!
Foto: Sandra Dick
Die Ausstellung BETON, STAHL, TAUBE präsentiert Einzelarbeiten von vier Künstlern der
Werk.Statt.44: KAI, Peter Schütze, VELA und ann CAZ.L.
Vier unterschiedliche Konzepte, Ästhetiken und Techniken mit dem gemeinsamen zentralen Element STAHL treffen aufeinander. BETON, als begleitendes Material steht dabei für die Radikalität und Kompromisslosigkeit, die den Arbeiten inne wohnt. Die TAUBE ist als augenzwinkernder Hinweis auf die großstädtische Herkunft der sehr präsenten Skulpturen, Installationen und Urban Art zu verstehen.
Die Werk.Statt.44 ist eine Metallwerkstatt in der Stahl auf unterschiedlichste Art und Weise künstlerisch be- und verarbeitet wird. Umspült vom gesichtslosen Chic des neuen Berliner Zentrums liegt sie - inselgleich - in direkter Nähe zum Fernsehturm. Ein Lern- und Kreativpool mit Überseecontainern voller Objektkollektionen und Maschinen, mit begrünter Dachterasse, eingerahmt von dröhnenden Soundboxen.
Vier Jahre lang präsentierten die Künstler ihre Jahresschau hier in den eigenen Räumen. Aufgrund des großen Erfolges in der Vergangenheit zieht die Ausstellung in diesem September in die größeren Räume der Galerie neurotitan im Haus Schwarzenberg. Vom 05. bis zum 26. September 2015 werden die Arbeiten von KAI, Peter Schütze, VELA, ann CAZ.L und weiteren Gastkünstlern zu sehen sein. Zusätzlich gibt es auch diesmal ein Begleitprogramm aus Performances und Konzerten.
KAI
KAI, Mitbegründer der legendären Westberliner Künstlergruppe Dead Chickens und Herr über die Werk.Statt.44, arbeitet heute unter seinem eigenen Namen als Metallkünstler und Performer.
Seine geschweissten Objekte sind HardArt pur. Sein Stil ist avantgardistisch und dabei zutiefst gegensätzlich: Poetisches trifft auf Rohes, Rostiges und Scharfkantiges.
Die Materialien seiner kinetischen Skulpturen und Rauminstallationen sind Stahl, Beton und Altöl. Aus ihnen entwirft er urbane Szenarien, in die er die Aspekte von Natur und Kultur auf fantastische - surrende, hämmernde und schleifende - Art und Weise mit einbezieht.
In diesem jahr wird KAI ausser Plastiken eine Presse präsentieren, die Alttechnik kompromisslos zerkleinert.
Foto: Lucie Jansch
www.bykai.net
Peter Schütze
Der Berliner Peter Schütze, gelernter Zahntechniker, begann ursprünglich filigrane, gegossenene Miniaturfigurinen wie auch Schmuck herzustellen.
Heute schweisst er grossformatig.
Unter den polierten Oberflächen seiner Skulpturen bebt die Spannung, sie zeugen von seiner Leidenschaft für menschliche Bewegungen.
Peter Schützes Hang zum Perfektionismus verleiht seinen Figuren dabei ihre individuelle Ausdruckstärke.
Das Schweissen braucht der Berliner wie die Luft zum Atmen. Die Hallen der Werk.Statt.44 sind für ihn ein Ort der Ruhe in mitten des alltäglichen Wahnsinns.
Dort ergeben für ihn alle Dinge wie Werkzeuge, Maschinen und Stahl immer einen Sinn.
Neben seinen bildhauerische Werken, wird Peter Schütze seine Kollektion von feingliedrigstem Stahlschmuck zeigen.
Foto: Fari Fotoalist
www.peter-schuetze.com
VELA
stammt aus Bulgarien und ist künstlerisch betrachtet ein Mehrsprachentalent. Bühnenbild und -kostüm, Performance Art, Graphic Design, Skulptur und Collage waren viele Jahre lang die
Sparten ihrer Kunst. Vor 17 Jahren widmete sie ihre Leidenschaft ausschließlich der Musik und tourte seit dem als DJ und Theatermusikproduzentin um die Welt.
Seitdem VELA vor zwei Jahren das Schweißen lernte, wendet sie sich mehr und mehr der Bildenden Kunst zu. In kürzester Zeit hat sie dabei ihre ganz eigene Sprache gefunden.
In ihrer Serie Chaos und Ordnung kreiert VELA strukturierte Oberflächen aus kleinen Teilen - scheinbar chaotisch zusammengefügt - und formt aus ihnen Skulpturen.
Sie sucht bewusst kalte und scharfkantige Formen, die sich mit den Hauptkräften des Lebens - dem Durcheinander und dere Regelmäßigkeit - auseinandersetzen, die gleichzeitig Ehrfurcht und Anziehung ausstrahlen.
Foto: Fari Fotoalist
www.metalpig.de
Ann CAZ.L
hatte ihren Einstand in der Werk.statt.44 mit der Produktion einer großformatigen Stahlskulptur aus Vogelfedern, welche seit 3 Jahren dem Haus Schwarzenberg in luftiger
Höhe „Flügel verleiht“. Schon Jahre zuvor entdeckte Ann unter dem Tag CAZ.L das illegale Medium Strasse für sich. Eine die städtische Architektur appropriierende, oft spielerische
stetig wachsende Kollektion von Tieren aus aller Herren Länder und frostfreien Turmspringern funkelt seit dem von den Wänden der Stadt herab. Mit der
Filigranisierung ihrer Stenciltechnik einhergehend, begannen erste Indoor Arbeiten. 2014 zog sie als Newcomerin in das Finale des World Stencil Art Prize ein.
In der Werk.statt.44 fand CAZ.L dann die ideale Bedingung, ihr Konzept weiter zu entwickeln: Grobes und sperriges Material ersetzt Papier, um der Feingliedrigkeit ihrer Stencils als
„Leinwand“ zu dienen. Für dieses fast alchemistische Experiment konfrontiert sie Metall mit Temperatur, Chemie, Sand und Farbe. Das Resultat sind intensive und großformatige Bilder.
Foto: Sandra Dick
www.caz-l.com
Die Gastkünstler
Davide Faranda
Davide Faranda wurde am 29.12.1966 in Venedig geboren. Nachdem er zuerst Zahntechniker gelernt hatte, absolvierte er 1992 in Treviso eine Ausbildung zum Fotografen mit dem Schwerpunkt S/W-Fotgrafie.
Die Zusammenarbeit mit Roberta Temporin in deren "Fotostudio Punktum“ brachte ihm die ersten Aufträge im Bereich Reportage, Architektur- und Werbefotografie ein. Ab 1994 folgten weitere Projekte: Bühnenfotografie für Theater und Kino, unter der Vermittlung der Kulturverbände "Querelle" und "Nutrimenti Terrestri" in Sizilien, Italien, Aufträge für Werbeagenturen wie "GBS" und "Santafe“, oder die Assistenzzeit im Studio des Fotografen Lino Vecchiato, förderten sein Talent und beeinflussten seinen Stil.
Als selbstständiger Fotograf beteiligt sich Faranda an Gruppen- und Soloausstellungen und freien Projekten. So gründete er z.B. das Multimediaprojektes "Palco Latino“, das verschiedene Bereiche der Bildendenden Kunst wie Malerei, Illustration, Grafikdesign, Bildhauerei und natürlich Fotografie umfasst.
Fari Fotoalist
Mit ihren einzigartigen Fotos entführt die Künstlerin den Betrachter in eine zeitlose Welt zwischen Realität und Traum. In der das Gefühl zu dem Geschehenen noch ganz klar fast körperlich zu spüren ist, die Geschichte dahinter aber bereits ins Vergessen gerät.
Die Fotos sind impulsiv und verführerisch und wecken die Sehnsucht Teil eines Traumes zu werden.
Oder, um es mit Danielle de Picciottos Worten zu sagen: Fari Fotoalist makes „make things look like in a Fellini Film.“
Foto: Fari Fotoalist
Bodo Albrand
- geboren 1964 in Berlin und gelernter Tischler - ist zu beschäftigt, einen energieraubenden Text über sich selbst zu verfassen. Lieber widmet er sich voll und ganz seiner Kunst. Zur Zeit arbeitet er jeden Tag bis spät in die Nacht an der Entwicklung eines prähistorischen, überdimensionierten Computerchips, der sein in der WERK.STATT.SCHAU 2015 gezeigtes Pult steuern wird.
Horst-Steel
ist gelernter Werkzeugmacher und freischaffender Metallgestalter seit 2001. Nach 4-jähriger Reise durch Europa mit seiner mobilen Metallwerkstatt ist er seit 2007 wieder in Berlin und praktiziert aktiv „BACKYARD ART“.
Seine kinetischen Skulpturen und Installationen sind metapostorganische Poesie, inspiriert durch den direkten Kontext von Zeit, Raum und Materie. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Abformen von plastizierten Negativformen und dem Erhalten eines Positivs.
„denkt und formt negativ so werdet ihr positiv ernten „ ?!
Fulya Erdem
Fulyas Arbeiten beschäftigen sich mit den Abgründen und Träumen des Menschen. Sie stellt sich die Frage, ob nicht eine Notwendigkeit nach dem Dunklen und Krankhaften besteht, damit der Mensch als Individuum fortbestehen und als Kollektiv das Schlechte überwinden kann.
Dementsprechend stellen ihre Arbeiten den Zusammenhang zwischen Geschichte und der Rolle der Gesellschaft dar. Die Arbeiten sind als vorsichtige Prognose zu verstehen; als ein Entwurf einer möglichen Zukunft, in der kein Platz mehr für Individuen ist sondern nur noch für produktive, rezeptive und funktionierende Körper.
Die Figur des Tauchers steht in diesem Zusammenhang für die selbstverschuldete Anonymität, Homogenität, Uniformität der Gesellschaft. Die Dunkelheit, in der sonst Un-normale, Un-schöne verweilen, birgt auch ihn. Ob er ein hoffnungsloser Fall bleibt oder als Hoffnungsschimmer gesehen werden kann, entscheidet er selbst,indem er entweder weiterhin als Individuum agiert oder als Gesellschaft reagiert.
Während ihrer Studienzeit ist Fulya Erdem mit Michel Foucaults Theorien in Berührung gekommen und hat ihre Masterarbeit über „Die Ästhetik der Disziplin: Michel Foucault und die Mechanismen der Macht“ geschrieben, in der es u.a um die Erziehung zur Selbstkontrolle (Self-Governance) geht. Als maßgebliche Vorläufer gelten mitunter die Kirche, Psychiatrien und Arbeitslager, in der die Disziplinierung des Menschen durch Fremdsteuerung allmählich übergeht in körperlich, mentale und psychische Selbstdisziplin (Autocontrol). Mit der „Geburt des Gefängnisses“ bildet das Panoptikum das Kernstück, das den Menschen dazu bringt, sich an Normen auszurichten.
Anknüpfend daran lauten Erdems Fragestellungen:
Ist Gehorsam ein mögliches Machtmittel für den Menschen in der abendländischen Kultur ?
Können wir bereits von der Erziehung zu künftigen DIN A4-Menschen sprechen?
Welche Verantwortung hat die Gesellschaft gegenüber der Gesellschaft?
Wurde ihre Verantwortung wirklich je ausdiskutiert oder ist die Geschichte an der Anonymität der Gesellschaft gescheitert?
Kann der Mensch aus seiner individuellen Begrenzung heraustreten und als Gesellschaftskörper Verantwortung übernehmen?
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